Private Krankenversicherung sinnvoll
Ist der Wechsel in die Private Krankenversicherung sinnvoll oder eher nicht?
Nicht für jeden ist der Abschluss einer privaten Krankenversicherung sinnvoll. Doch pauschal zu behaupten, dass eine PKV nicht sinnvoll sei, wäre falsch. Denn in der Praxis gibt es durchaus jede Menge Verbraucher für die eine private Krankenversicherung eine echte Alternative zur gesetzlichen Krankenkasse ist. Es ist wie so oft im Leben immer einzelfallabhängig.
Denn eines ist nicht von der Hand zu weisen. Wer für sich für einen sehr guten Tarif bei einer privaten Krankenversicherung entscheidet, hat aus medizinischer Sicht meistens wesentlich bessere Leistungen als ein gesetzlich Versicherter.
Selbstverständlich erfahren Verbraucher immer wieder aus den Medien, dass es nicht sinnvoll sei, in die private Krankenversicherung zu wechseln.
Zu dieser pauschalen Aussage sollte man aber die Hintergründe genau verstehen. Es gibt natürlich Menschen, für die eine PKV aufgrund der wirtschaftlichen Verhältnisse einfach nicht sinnvoll ist. In der Vergangenheit wurden leider oftmals Tarife vermittelt, die in Teilen wesentlich schlechtere Leistungen hatten, als die gesetzlichen Krankenkassen.
In diesen sogenannten Billigtarifen gab es dann auch noch enorme Beitragssteigerungen. Aber von den 8,73 Millionen privat Krankenversicherten in Deutschland sind trotz aller Kritik die meisten sehr zufrieden mit ihrer Entscheidung und erachten diese auch als sehr sinnvoll. Das bestätigt auch immer wieder der unabhängige Bericht des PKV Ombudsmann.
Wir möchten Verbrauchern einen kurzen Überblick darüber geben, für wen ein Wechsel in die PKV sinnvoll ist und für wen eher nicht? Wichtig ist, dass dieser Beitrag keine ausführliche Beratung ersetzten kann und lediglich eine kleine Entscheidungshilfe darstellen soll, ob sich jemand gesetzlich oder privat versichern soll.
Inhaltsverzeichnis
Wer sich überhaupt privat versichern kann!
Experten sind sich einig, dass eine private Krankenversicherung vor allem für Beamte sinnvoll ist. Diese Berufsgruppe erhält besonders günstige Beihilfetarife. Auch Selbständige dürfen sich jederzeit frei entscheiden, ob sie in die PKV wechseln möchten. Besonders für gutverdienende Selbständige kann diese Option interessant sein, da sie in der gesetzlichen Krankenkasse den Höchstbeitrag bezahlen und hier im Gegensatz zu den Angestellten über keine optimale Krankentagegeldabsicherung verfügen.
Diese kann durch einen sogenannten Wahltarif über die jeweilige gesetzliche Krankenkasse abgesichert werden und ist mit zusätzlichen Kosten verbunden. Dann aber binden sich diese Selbständigen unverhältnismäßig lange an ihre gesetzliche Krankenkasse. Deshalb ist eine private Lösung oftmals sinnvoller. Bei Arbeitnehmern sieht es etwas anders aus.
Ein Angestellter darf erst ab einem Bruttojahresverdienst von 69.300 € (Jahr 2024) in die private Krankenversicherung wechseln. Verdient er weniger, ist der Eintritt in die PKV nicht möglich. Da bei Arbeitnehmern der Arbeitgeber die Hälfte von den Beiträgen der PKV übernehmen muss, kann es durchaus sinnvoll sein in die PKV zu wechseln.
Private Krankenversicherung vergleichen
Familienplanung berücksichtigen!
Aber Vorsicht, wer eine große Familie plant, sollte als Angestellter und Selbständiger genau abwägen, ob der Wechsel in die PKV dann immer noch sinnvoll ist. Denn in der privaten Krankenversicherung müssen im Gegensatz zur gesetzlichen Krankenkasse alle Familienmitglieder, die nicht in der gesetzlichen Krankenkasse versicherungspflichtig sind, mit einem eigenen Vertrag und damit extra Beiträgen versichert werden. Die Kinder können nur unter bestimmten Voraussetzungen in der GKV des Partners im Rahmen der Familienversicherung mitversichert werden.
In den allermeisten Fällen müssen sie in die PKV und verursachen damit zusätzliche Kosten. Bei Beamten ist das allerdings nicht ganz so dramatisch, da die Tarife aufgrund der Beihilfesätze für die Kinder wesentlich günstiger sind. Aber auch besonders junge gut verdienende Angestellte und Selbststände sollten genau abwägen und nachrechnen. Denn die Kinder verursachen längst nicht so hohe Kosten als man denken würde. Die Beiträge für die Kleinen liegen bei durchschnittlich 180 € pro Kind und Monat.
Familien sollten richtig kalkulieren!
Um den Schutz für die Familie richtig zu kalkulieren, sollten Verbraucher nicht eins zu eins die Beiträge der Familienversicherung mit der privaten Krankenversicherung vergleichen. Beiträge für Zusatzversicherungen, um die Kleinen beispielsweise bei anfallenden kieferorthopädischen Behandlungen abzusichern und eventuelle Krankenhauszusatzleistungen, müssen im Kostenvergleich mitberücksichtigt werden.
Der Höchstbeitrag für eine Mutter oder den Vater eines Kindes liegt je nach individuellem Zusatzbeitrag in der GKV ab 2023 bei 728,18 € im Monat (ohne Zusatzbeitrag). Dabei wurden die Beiträge für die Pflegeversicherung von ingesamt 147,54 € (3,05 %) noch nicht berücksichtigt. Für diesen hohen Beitrag können junge Angestellte und Selbständige ohne weiteres 1 Kind zusätzlich mitversichern.
Der Vorteil einer PKV kann darin liegen, dass für die Kinder keine Zusatzkrankenversicherungen abgeschlossen werden müssen. Nicht so sinnvoll könnte eine private Krankenversicherung sein, wenn der Ehepartner nicht in der GKV pflichtversichert ist und auch über die PKV mitversichert werden muss. Dann können die Beiträge schnell teuer werden.
Mythos der Beitragssteigerungen
Viele Verbraucher sind auch der Meinung, dass die private Krankenversicherung nicht sinnvoll ist, da die Tarife im Alter sehr teuer werden und man sich die Beiträge dann eventuell nicht mehr leisten kann. Grundsätzlich müssen Verbraucher berücksichtigen, dass die Beiträge für beide Systeme jedes Jahr um durchschnittlich 2-3 Prozent ansteigen.
In der gesetzlichen Krankenversicherung geschieht dies vor allem über die Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze und in der PKV ermittelt ein unabhängiger Treuhänder, ob die Gesellschaft eine Anpassung der Beiträge durchführen muss oder nicht.
Beispielsweise ist der Höchstbeitrag für die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung von 2005 bis 2023 durchschnittlich um 2,90 % gestiegen. Wer bei der Auswahl eines PKV-Tarifs darauf achtet, dass er Anbieter berücksichtigt, die über Jahre stabile Beitragsentwicklungen aufweisen, hat zukünftig nicht nur eine bessere Planungssicherheit, sondern kann auch mit moderaten Beitragsentwicklungen rechnen.
Vorsicht bei neuen Tarifen!
Ein Tarif sollte schon ein paar Jahre am Markt angeboten werden, um abschätzen zu können, welche Beitragssteigerungen auf einen zukommen. Je länger ein Tarif am Markt ist, desto besser ist es für die Verbraucher.
Das Problem der steigenden Beiträge kann man sich also nicht entziehen. Da die Beiträge für die gesetzliche Krankenkasse einkommensabhängig erhoben werden, könnte es passieren, dass ein Rentner mit weniger Rentenansprüchen niedrigere Beiträge leisten muss, als ein privat Versicherter.
Aus diesem Grund ist es außerordentlich wichtig, dass junge Kunden der privaten Krankenversicherung sinnvollerweise die Differenz zwischen dem Beitrag der gesetzlichen Krankenkasse und dem aktuell zu bezahlenden Beitrag für die Private zurücklegen.
Der Vorteil liegt auf der Hand. Denn dann wenn Menschen hochwertige medizinische Leistungen dringend benötigen und das ist meistens im hohen Alter, ist eine private Krankenversicherung vorhanden, deren Beiträge über das Ersparte sehr gut finanziert werden können.
Ruhestandplanung und PKV gehören zusammen!
Um nicht in die Falle zu tappen, dass man sich die Beiträge der privaten Krankenversicherung im Ruhestand einmal nicht mehr leisten kann, sollten Verbraucher unbedingt Rücklagen bilden. Idealerweise stellt man spätestens mit dem Abschluss einer PKV eine professionelle Ruhestandsplanung auf.
Jetzt private Krankenversicherung vergleichen
Irrtum: Einmal privat immer privat!
Ein weiterer Irrglaube, weshalb der Abschluss einer privaten Krankenversicherung nicht sinnvoll wäre, ist die weitläufige Meinung, dass Verbraucher nicht mehr zurück in die gesetzliche Krankenkasse kommen. In der Regel möchten Kunden einer PKV nur dann wieder zurück in die GKV, wenn sie sich die Beiträge nicht mehr leisten können.
Dieses Problem haben verstärkt schlecht verdienende Selbständige. Denn wenn ihr Einkommen unter der Beitragsbemessungsgrenze liegt, könnte preislich gesehen die GKV günstiger sein. Richtig ist, dass jeder der das 55. Lebensjahr vollendet hat nicht mehr zurück in die gesetzliche Krankenkasse kann.
Ansonsten gelten folgende Ausnahmen:
- Angestellte deren Einkommen wieder unter die Versicherungspflichtgrenze fällt, können sich wieder in der GKV versichern.
- Selbständige die wieder ein Angestelltenverhältnis aufnehmen und deren Einkommen dort unter der Versicherungspflichtgrenze liegt, müssen wieder zurück in die GKV.
- Arbeitslose die ALG I beziehen müssen ebenfalls wieder in der gesetzlichen Krankenkasse aufgenommen werden.
- Studenten können wieder zurück, wenn das Studium beendet wurde und sie einer sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit nachgehen.
In anderen Fällen sollte sich der Wunsch nach einer Rückkehr in die GKV bei den meisten Verbrauchern in Grenzen halten. Aufpassen sollten also vor allem Existenzgründer, die noch nicht absehen können, wie sich ihr Unternehmen langfristig finanziell trägt.
Auch für ältere Verbraucher mit drei oder mehr Kindern und einem Ehepartner der ebenfalls mitversichert werden muss, könnte der Abschluss einer privaten Krankenversicherung aus Kostengesichtspunkten nicht so sinnvoll sein.
Wer also eine große Familie mit Kindern und einem Partner der nicht arbeitet plant, sollte sich ein Wechsel in die Private gut überlegen.
Das könnte je nach finanzieller Lage unter Umständen nicht die richtige Entscheidung sein. Da der Gesetzgeber die Problematik der Beitragssteigerungen für Verbraucher die ihre Planung für die PKV falsch angegangen sind erkannt hat, wurde in der Vergangenheit ein sogenannter Basistarif eingeführt.
Dieser wird niemals teurer sein, als der Höchstbeitrag der gesetzlichen Krankenkassen und hat dasselbe Leistungsniveau. Außerdem muss hier jeder Versicherte unabhängig von seinem Gesundheitszustand aufgenommen werden. Das gibt den Kunden die in die PKV wechseln nochmal ein Stück mehr Sicherheit in Bezug auf die Bedenken, dass man nicht mehr zurück in die GKV kann.
Zusammenfassung
Für Beamte ist die Entscheidung für die PKV in der Regel klar und ist auf jeden Fall sinnvoll. Auch junge gut verdienende Angestellte und Selbständig sollten ernsthaft darüber nachdenken in die private Krankenversicherung zu wechseln, solange sie noch können. Aufpassen sollten Verbraucher die einmal eine große Familie mit drei oder mehr Kindern planen und deren Ehepartner selbst nicht arbeitet. Dann könnten die Beiträge unter Umständen sehr teuer werden.
Ansonsten ist eine Familie nicht unbedingt ein großer Hinderungsgrund, da die Beiträge für die gesetzliche Krankenkasse ebenfalls sehr hoch und die Leistungen wesentlich schlechter sind. Wichtig ist, dass frühzeitig gegen anstehende Beitragsanpassungen in Form einer monatlichen Rücklage gegengesteuert wird. Denn im Alter werden die Beiträge nicht wie in der GKV einkommensabhängig veranschlagt, sondern kosten so viel wie sie im Vertrag vereinbart wurden.
Und gerade dann wenn man sich im Ruhestand befindet, benötigen viele Verbraucher gute Leistungen aus einer PKV. Und um dann nicht in den Basistarif wechseln zu müssen, sollte rechtzeitig Vorsorge getroffen werden. Deshalb gehört das Thema Altersvorsorge und Ruhestandsplanung zum Abschluss einer privaten Krankenversicherung dazu.
Private Krankenversicherung vergleichen